Die nächste Woche (13.4. - 17.4.) online Yoga wird unter dem Titel "Radikale Routine" laufen.
Warum sollte eine Routine etwas radikales sein? Das Wort klingt schließlich eher nach Unfreiheit, Regeln und Tradition... Etwas wird zur Routine, wenn wir etwas so oft wiederholt haben, dass wir nicht darüber nachdenken müssen, ob wir es jetzt machen wollen oder nicht. Zähneputzen ist da vielleicht ein gutes Beispiel. Es gehört einfach zum Tag. Ich grübel nicht drüber nach: hab ich da jetzt Lust zu? Brauchen meine Zähne das gerade? Wär ein Bad nehmen nicht vielleicht sinnvoller? Ich machs einfach. Egal ob ich müde bin, ob ich schon im Bett lag, ob es sich gerade gut anfühlt zu putzen - ich steh noch mal auf und putz mir die Zähne. Punkt.
Ich hab diese Routine von meinen Eltern übernommen und nehme den Glaubenssatz an, dass es gut für mich ist. Ich vertraue hier einfach der Wissenschaft und der Ehrfahrung.
(Es gibt bestimmt Meinungen und Stimmen, die hinterfragen, ob Zähneputzen wirklich so wichtig ist, aber die Diskussion darf jemensch anderes auseinander nehmen.)
Was macht eine Routine nun radikal?
Ra
dikal ist etwas für mich, wenn es bestehenden Strukturen an der Wurzel hinterfragt und hier eine Veränderung hervorbringt.
Eine Routine, die mich tief fühlen lässt, dass ich am Leben bin - sensibel und mitfühlend; die mich in meinem Körper verankert und mir hilft meine Verletzlichkeit anzuerkennen - das ist eine Routine, die die zerstörende gesellschaftliche Glaubenssätze, die ich verinnerlicht habe, aufzulösen und neu zusammen zu setzten.
Eine Routine, die es mir unmöglich macht, mich selbst zu belügen und die mich gesund und stark macht - das ist eine Routine, die mir die Kraft und die Klarheit gibt, die krankmachenden Strukturen zu entwurzeln und meine Welt zu transformieren.
Eine solche Routine nenne ich radikal.
Mir jeden Tag Zeit für mich zu nehmen, mich jeden Tag, daran zu erfreuen, dass ich einen Körper habe und am Leben bin, jeden Tag für ein paar Minuten bewusst spüre, dass ICH es bin, die entscheidet, wie sich mein Körper bewegt - das nenne ich radikal.
Für mich ist Yoga die Praxis, die ich zu meiner radikalen Routine gemacht habe. Ich bin von ihrem revolutionären Potenzial ziemlich überzeugt, und möchte euch einladen, sie auch für euch zu etablieren.
Wenn ihr Lust habt auszuprobieren, wirklich jeden Tag dabei zu sein, versucht euch selbst dazu zu "disziplinieren" bei eurer Entscheidung zu bleiben. Ich schreibe dieses Wort in Anführungszeichen, weil ich weiß, dass es in der westlichen Kultur ein Wort ist, dass überhaupt nichts mit Selbstliebe oder Selbstfürsorge zu tun hat. Die Art von Disziplin, die ich meine ist aber eher eine liebevolle, eine selbstfürsorgende Disziplin. So wie ich einem Kind das Zähne putzen beibringe - unendlich liebevoll, aber bestimmt - so kann ich auch mir selbst das regelmäßig Yoga machen "beibringen." Auch wenn ein Teil von mir dabei vielleicht jammert, kann ich mit einem anderen Teil wissen, dass es mir (und der Welt!!) gut tut.
Ich kann und möchte euch nicht zwingen, dabei zu sein. Ich möchte euch nur ermutigen, euch genauso liebevoll um euch selbst zu kümmern, wie um einander. Und ja, manchmal ist das liebevolle anstrengend oder etwas unangenehm in dem Moment;)
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