Eine Sichtbarmachung der Vulva
Do., 07. Nov.
|Osnabrück
Vortrags- und Gesprächsrunde zum Thema: Sexualitäten* zwischen liebevoller Selbstbestimmung und Tabus
Zeit & Ort
07. Nov. 2019, 19:00 – 21:00
Osnabrück, Osnabrück, Deutschland
Über die Veranstaltung
In diesem Vortrag werden wir einen Organkomplex erforschen, der in der Medizingeschichte und in der Sexualaufklärung zu oft unsichtbar geblieben ist: Vulven in ihrer ganzen Vielfalt.
Vulven unterliegen in westlichen Gesellschaften repressiven Normen und Schönheitsidealen und werden entweder tabuisiert und beschämt oder auf bizarre Weise pornografisiert. Realitätsgetreue Abbildungen von Vulven und Klitorisschwellkörpern schaffen es z.T. noch nicht einmal in den Aufklärungsunterricht oder in Biologiebücher. Diese Unsichtbarmachung von Vulven sowie die damit einhergehenden Normierungs- und Schamisierungsprozesse wollen wir mit diesem Vortrags- und Gesprächsabend kritisch hinterfragen.
Mit einer historischen Perspektive auf die Geschichte(n) von Vulven, mit anatomischen Abbildungen und gesellschaftskritischen Analysen, begeben wir uns auf eine theoretische Entdeckungsreise:
Inwiefern sind Normen und Schönheitsideale bezüglich Vulven entstanden und historisch geworden? Wie haben Macht- und Herrschaftsverhältnisse auch in der wissenschaftlichen Forschung zur Unsichtbarmachung von Vulven beigetragen? Wie wirkt sich die (Un-)Wissen(-heit) (z.B. über Anatomie und Physiologie) auf unser Verhältnis zu unserem Körper und unseren Geschlechtsorganen aus? Welche Sprache/Nicht-Sprache/ oder Sprachlosigkeit haben wir erlernt, um über unsere Sexualitäten* zu sprechen bzw. zu schweigen? Wie können wir eine liebevolle Haltung unseren Körpern gegenüber entwickeln – frei von Ansprüchen und Erwartungen darüber wie wir sein sollten?
Am Beispiel der sogenannten „weiblichen* Ejakulation“ wird der Vortrag außerdem die Verwobenheit von Politischem und Privatem thematisieren. Mit einem Blick auf die Medizingeschichte von Ejakulationen und Ejakulationspraktiken wird deutlich, wie sich gesellschaftliche Normen und Tabus in Körper einschreiben, wie kulturelle Glaubenssätze, lückenhafter Sexualkundeunterricht und vorenthaltene Informationen, physiologische Körperfähigkeiten bedingen und einschränken können.
Mit der anschließenden Gesprächsrunde wollen wir u.a. zu einem persönlichen Austausch einladen und auf eine verletzliche und/oder lustvolle Weise sex-education praktizieren, um die Lücken unseres Sexualkundeunterrichts von damals zu schließen.
Mit dem Sternchen hinter dem Wort Sexualitäten* und weiblich* möchten wir darauf hinweisen, dass wir dieses Wort als Sammelbegriff für unterschiedliche sexuelle Orientierungen, vielfältige (Geschlechts-)Identitäten und verschiedene Erfahrungswelten verstehen. Alle (Geschlechter) sind zu diesem Abend herzlich eingeladen!