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  • AutorenbildLynn Josefine

Selbstfürsorge in der Krise

Ich spüre diese Tage ziemlich deutlich, wie schwer es ist liebevoll und handlungsfähig zu bleiben, wenn um eine*n herum so viel Unsicherheit, Überforderung und Angst herrscht. Ich höre von anderen und fühle es auch selbst, wie sehr die weltweite Krise uns berührt, selbst wenn wir alleine in unserer Wohnung sitzen: Es fühlt sich schrecklich verletzlich an, das einzusehen, aber was uns diese Krise gerade wohl am deutlichsten zeigst, ist dass wir deutlich durchlässiger, abhängiger und verbundener sind, als wir es manchmal gerne hätten. (Und wie es uns das kapitalistische, "Jeder-ist-sich-selbst-seines-Glückes-Schmied"- System seit Jahren einredet). Das Virus überträgt sich wohl höchstens über eine Distanz von 2 Metern. Ängste, Unsicherheiten und großes Leid berührt mich selbst übers Telefon und so gar über die Nachrichten von Lesbos nach hier...Auch wenn mir keine Gefahr droht, reagiert mein Körper, als sei ich selbst bedroht: Meine Atmung ist flach, mein Magen krampft, meine Muskeln angespannt und mein

Kopf sucht dauernd nach DER Lösung. Auch von Freund*innen und Verwandten, die zum größten Teil wie ich, sicher und gut ernährt in ihren Wohnungen sitzen, höre ich jetzt schon von Schlafstörungen, Angstzuständen, Apathie... Dazu kommt dann für viele (mich eingeschlossen) dann noch Schuldgefühle für die eigene privilegierte Situation. "Mir geht's schlecht, weil ich keine Yoga Stunden und Workshops mehr geben kann. Andere werden nach Jahren der Flucht vor Krieg und Leid an den EU Außengrenzen mit Pfefferspray attackiert oder werden aus überfüllten Krankenhäusern zum sterben nach Hause geschickt. Wie soll ich mein Leid da Ernst nehmen????" Wissend, dass es anderen SO VIEL SCHLECHTER geht als mir, fällt es mir besonders schwer, mir Zeit für Selbstfürsorge zu nehmen. Ein ruhigerer Teil von mir weiß, dass ich und wir alle besser und „heiler“ aus dieser Krise hervor gehen werden, wenn wir uns jetzt, gerade jetzt, Zeit nehmen, um uns um uns zu sorgen. Wenn wir uns selbst genauso liebevoll und geduldig umsorgen, wie ich mir wünschte, dass Pfleger*innen ihre Patient*innen umsorgen können. Wenn Mitgefühl unsere Motivation ist, zu unterstützen und nicht schlechtes Gewissen und Druck. Wenn wir verstehen, dass Selbst-liebe und Anderen-Liebe zusammen gehören und ohne einander nicht existieren können.

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